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Wir sind da,
wo Menschen
uns brauchen.

„Höchste Zeit, miteinander zu reden“

 16.09.2016

Als Höhepunkt der diesjährigen Diakonie-Tage fand im Halberstädter Moritzzentrum ein interreligiöser Dialog statt, in dem das Thema Nächstenliebe als roter Faden diente, um Gemeinsamkeiten von Christentum und Islam herauszustellen. Eröffnet wurde die Veranstaltung musikalisch durch die Trommelgruppe der Diakonie Werkstätten und Sängerin Karo Blasek.
Gabriele Schwentek, Leiterin des Diakonischen Werkes Halberstadt, begrüßte alle Mitwirkenden und Gäste. „Diakonie ist das Wesens- und Lebensmerkmal der evangelischen Kirche“, sagte sie. „Wir sind Teil der öffentlichen Gesellschaft und helfen dort, wo Hilfe benötigt wird.“ Aufgrund der Flüchtlingsströme in den letzten beiden Jahren sei die Entwicklung und Umsetzung einer Willkommenskultur von besonderer Bedeutung gewesen – von der Bahnhofsmission über die Kleiderkammer bis hin zum tatsächlichen Dialog. „Die Mehrheit der Menschen, die zu uns kommen, sind religiös gebunden. Die Mehrheit unserer Gesellschaft ist es nicht“, so Schwentek weiter. „Aber unsere Werte sind christlich geprägt, wir leben in einer abendländischen Kultur.“
Impulse für ein harmonisches Miteinander zu setzen, sei in der heutigen Zeit von großer Wichtigkeit. Genau diesem Zweck diente auch diese Veranstaltung, die von Pfarrer Christian Plötner moderiert wurde. Mit den Worten „Es ist höchste Zeit, miteinander zu reden und einander zuzuhören“ übergab er das Wort an die beiden Referenten.

Dr. Abdelmalek Hibauoi, Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen, hielt ein Referat aus muslimischer Sicht, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Angelika Zädow stellte anschließend die christliche Perspektive vor. Im Fokus beider Beiträge stand das Gebot der Nächstenliebe.
„Nächstenliebe ist nicht nur ein Wort, sondern ein Verhalten“, sagte Dr. Hibaoui. „Niemand ist mehr als ein Mensch oder weniger als ein Mensch, und wir alle sind verpflichtet, einander zu helfen.“ Dies gelte besonders für Bedürftige und Notleidende. Im direkten Vergleich stellte sich heraus, dass es deutliche Parallelen zwischen Koran und Bibel gibt. Entscheidend sei die Fähigkeit, sich anrühren zu lassen von den Schicksalen anderer Menschen, ergänzte Superintendentin Angelika Zädow später. „Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft, zu der wir alle fähig sind. Und das ist eine positive Nachricht.“
In der heutigen Gesellschaft sei der Mensch als er selbst, mit allem Drum und Dran, leider aus dem Blick geraten. „Ein Mensch wird auf seine Produktivität, seine Arbeitskraft reduziert“, sagte Zädow. Zwar werde versucht, einen Menschen wieder als mehr zu sehen, aber es reiche einfach noch nicht aus. „Auch die aktuelle Diskussion kommt offenbar ohne Nützlichkeitsdebatte nicht aus.“ Im Anschluss an die Impulsreferate standen die beiden Referenten sowie El Yazidi, Chef des Zentralrates der Muslime in Hessen, und Oberbürgermeister Andreas Henke als Gesprächspartner an vier verschiedenen Tischen für die Gäste bereit. Es wurden hitzige Diskussionen geführt, von Nächstenliebe im politischen Geschehen über aktuelle Wahlergebnisse bis hin zu Ideen für erfolgreiche Integration. „Integrations-Workshops sollte es nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für die Halberstädter geben“, hieß es zum Beispiel. Es wurde genau hingehört, hinterfragt und konstruktiv miteinander diskutiert. Die Gäste nutzen die Gelegenheit auch, um im direkten Gespräch Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Dass Islam nicht gleichbedeutend mit Islamismus ist und Frauen Kopftücher oder Burkas nicht tragen, weil sie von ihren Männern unterdrückt werden, sind nur einige davon. Pfarrerin Hannah Becker vom Diakonissen-Mutterhauses Cecilienstift Halberstadt, eine der Initiatorinnen dieser Veranstaltung, war vollauf zufrieden. „Es sind bereichernde Dialoge entstanden, die unser Wissen vertieft haben.“ Holger Thiele, Vorstand und Verwaltungsdirekter der Stiftung, ergänzte: „Dieser Abend hat gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander zu reden und sein Wissen nicht nur aus Zeitungen und sozialen Netzwerken zu beziehen.“ Einige Gedanken der Diskussionen an den vier Tischen wurden am Ende auf Puzzleteile geschrieben und dann auf eine Weltkugel geklebt. Symbol dafür, dass die Menschheit mehr zusammenwachsen kann und muss. Nächstenliebe sollte dabei eine wichtige Rolle spielen und keine Grenzen kennen, nicht durch Herkunft oder Sprache, und schon gar nicht durch Religion.
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